Projekt Brühl Leipzig
Wettbewerb 2007, 2.Preis
-Höfe und Gassen:
Das Projekt knüpft an die für die historischen Blöcke der Leipziger Innenstadt charakteristische Textur aus Höfen und Gassen an. Diese schaffen Zäsuren im Bauvolumen und stellen Verbindungen mit der Umgebung her.
Das Einkaufszentrum verbindet typologisch eine lineare Passage mit einem System aus Höfen und Gassen und vereint so die Vorteile zweier Modelle: Die lineare Passage vermittelt einen Eindruck von Großzügigkeit und schafft eine einfache Orientierung. Die Höfe und quer zur Passage verlaufenden Gassen betten das Einkaufszentrum in eine urbane Textur ein, die vielfältige Vernetzung mit den angrenzenden Quartieren zuläßt. Passage und Gassen im Inneren des Blocks sind nur geringfügig überbaut. Das sich abzeichnende Konzept der "Lichtfugen" erlaubt es, von innen immer wieder den Bezug nach außen zu erleben.

-Lebendige Straßenräume:
Der Straßenraum entlang des Brühls wird, von Westen kommend, zunächst dem historischen Profil angepaßt, um sich im weiteren Verlauf aufzuweiten. So entsteht ein lebendiges Straßenprofil, das sich durch Verengung und Aufweitung auszeichnet. Entlang des Brühls ermöglichen ein breiter Bürgersteig und der Rücksprung im Erdgeschoß eine gut nutzbare Bewegungs-und Aufenthaltszone. Hier können auch Außensitzflächen der Gastronomie Platz finden.
Der Richard Wagner-Platz wird als steinerner Platz mit einer Grüninsel an seinem Rand ausgebildet. Hier liegt auch der westliche Eingang des Einkaufszentrums.
Am Brühl werden die jüngst gepflanzten Bäume beibehalten. Quergassen ermöglichen auch hier eine Erschließung des Einkaufszentrums.
Die Plauensche Straße wird in ihrer historischen Lage und Breite wiederhergestellt. Ihre Einmündung auf den Brühl ist räumlich besonders differenziert ausgebildet.

-Urbane Mischung:
Die Handelsflächen des Einkaufszentrums sind auf den drei Ebenen: Basement, Erdgeschoß und 1. Obergeschoß angeordnet. Vertikale Durchblicke über alle drei Ebenen sind an vielen Punkten der Passage möglich. Aufweitungen des Passagenraums wirken, zusammen mit der Belichtung von oben und von der Seite, einer räumlichen Introversion entgegen. Entlang der Passage und der Höfe entstehen gut orientierte und gleichberechtigte Ladenfronten. Die großflächigen Zuschnitte der Handelsflächen ermöglichen eine maximale Flexibilität in der Vermietung. Im Erdgeschoß, entlang des Brühls, ist eine Erschließung der Läden von innen, wie von der Straße her möglich.
Die Fassade der "Blechbüchse" wird in ihren beiden Schichten erhalten. Die übrige Primärstruktur des ehemaligen Kaufhauses wird hingegen abgebrochen. In diesem Bereich werden in Basement, EG und 1. OG ebenfalls Handelsflächen angeordnet. In den darüberliegenden Geschossen wird ein Fitness-und Gesundheitszentrum vorgeschlagen: Sporteinrichtungen, Sauna, Pools und die Ansiedlung von Gesundheitsdienstleistern ergänzen das Spektrum urbaner Nutzungen für diesen Punkt der Leipziger Innenstadt.
Ein großer Innenhof ermöglicht die Nutzung dieser Flächen trotz der geschlossenen Außenfassade.
Die Kindertagesstätte wird im 4. Obergeschoß dieses Bereichs angesiedelt, wo sich geschützte Außenspielflächen auf der Dachebene realisieren lassen.
Die Wohnungen liegen im 3. und 4. Obergeschoß der neuen Quartiere. Im 4. Obergeschoß sind ihnen -dank der gewählten Baustruktur- räumlich differenzierte Außenbereiche und Terrassenflächen zugeordnet, die verschiedene Grade von Privatheit und Kommunikation zulassen.
Büroflächen liegen entlang des Brühls und der Straße Am Hallischen Tor. Dadurch, daß die Quartiere auch in den Parkebenen von Nutzungen wie Büros und Wohnungen gesäumt sind, entstehen lebendige Fassaden-abwicklungen.

-Erschließung, Anlieferung:
Auf das Parken im 2. Untergeschoß wird verzichtet. Stattdessen werden die zwei für die Realisierung der 950 Stellplätze erforderlichen Parkebenen oberirdisch, oberhalb der Handelsflächen realisiert. Diese werden von einer Zufahrt am Hallischen Tor aus erschlossen. Die Anlieferung des Einkaufszentrums erfolgt über zwei Rampen, die parallel zum Tröndlinring verlaufen und einen überdeckten Tiefhof erschließen, in dem entladen wird. Durch diese Lösung, die Querungen der Richard-Wagner-Straße vermeidet, wird hier die räumliche Qualität der Straße als Fahrrad-und Fußweg erhalten.

-Baukonstruktion, Materialien:
Die Primärkonstruktion besteht aus Decken und Stützen in Stahlbeton. In den Fassaden wird das Thema der reliefierten Elemente von der "Blechbüchse" aufgegriffen und transformiert weiterentwickelt. Abschnitte in Metall wechseln mit reliefierten Werkstein elementen und mit bedruckten wie klaren Gläsern und schaffen eine lebendig texturierte Oberfläche. Variationen in Farbigkeit, Textur und Materialität unterstützen die Gliederung des großen Projekts in räumlich identifizierbare Abschnitte.
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