Erweiterung Kölnisches Stadtmuseum
Wettbewerb als Mehrfachbeauftragung 2008, 1.Preis
Ein linearer Baukörper:
Der Erweiterungsbau des Stadtmu-
seums ist ein linearer Baukörper, der sich an der Zeughausstraße in die vorhandene Bauflucht von Alter Wache und Zeughaus einfügt. Entlang der Römermauer verändert er sein Profil: Im Westen hält er Abstand zur Mauer. Dadurch entsteht zwischen Mauer und Neubau ein Museumsgarten, der sich zum Platz Richtung Mohrenstraße öffnet. Die Römermauer bleibt damit über weite Strecken als Begrenzung öffentlicher Freiflächen erhalten.

Blick auf den Dom:
Der mittlere Teil des Neubaus kragt im 1. OG über die Römermauer aus. Dies eröffnetet im Stadtmuseum einen schönen Ausblick auf den Kölner Dom und stärkt die Präsenz des Neubau in der Straßenflucht der Burgmauer. Zur Alten Wache hin hält der Neubau gebührenden Abstand, so dass hier ein neuer Hof entsteht.

Ausblicke und Orientierung:
Die Querseiten des Neubaus, sind großzügig verglast und öffnen das Gebäude zu den angrenzenden öffentlichen Aufenthaltsflächen. Die Längseiten entlang der Zeughausstraße und der Burgmauer sind geschlossen und übersetzen das Motiv der Mauer in eine plastische Gebäudefassade aus Werkstein. Durch die unterschiedliche Behandlung der Längs- und Querseiten des Neubau werden die stadträumlichen Bezüge thematisiert. Gleichzeitig entsteht innenräumlich eine klare Orientierung beim Museumsrundgang. In Laufrichtung des Rundgangs dominieren geschlossene, ruhige Wandflächen. Ausblicke und Ruhepunkte werden an den Gebäudeenden angeboten.

Rücksichtsvolle Höhenentwicklung:
Um den linearen Charakter des Baukörpers zu betonen, wird auf eine Differenzierung der Dachform verzichtet. Die Traufkante des Neubaus entspricht der Traufkante der Alten Wache. Die Verbindungstrakte zwischen Alt- und Neubau im EG und 1. OG werden jedoch niedriger ausgebildet, um einen Eingriff in das plastische Gesims der Alten Wache zu vermeiden und die Verbindungstrakte als untergeordnete Bauteile wirken zu lassen.

Minimierung der Erschließungstiefe:
Den Haupteingang des Stadtmuseums bildet die Alte Wache, die sich auf Grund ihrer Lage in der Mitte des Museumskomplexes und ihrer Portikus mit Überdachung dafür anbietet. Durch die mittige Anordnung des Haupteinangs reduziert sich die maximale Erschließungstiefe des relativ langen Rundgangs durch den gesamten aus drei Baukörpern bestehenden Museumskomplex. Die maximale Entfernung von Exponaten zum Haupteingang wird also durch den Haupteinang in der Alten Wache minimiert.

Café am Hof:
Durch die Wahl der Alten Wache als Haupteingang wird auch eine optimale Anbindung des Museumscafés, das im Neubau untergebracht wird, gewährleistet. Das Café liegt nahe am Foyer und öffnet sich zum neuen Hof hin. Ein Austritt und eine externe Erschließung des Cafés ist so möglich, ohne dass in die Bestandsfassaden der Altbauten eingegriffen werden muss.

Flexibler Rundgang:
Der Museumsrundgang führt vom EG der Alten Wache mit Shop und Foyer zunächst ins EG des Zeughauses. Am östlichen Ende des Zeughauses dann ins erste 1. OG. Im Obergeschoss wird dann der Museumkomplex von Ost nach West linear durchschritten. Am Westende des Neubaus führt eine Treppe in EG zurück, so dass sich insgesamt ein Kreislauf über zwei Geschosse ohne Sackgassen und Einbahnsituationen ergibt. Durch die mittige Lage des Haupteingangs kann der Rundgang überdies sehr flexibel auf halber Strecke unterteilt und wieder aufgenommen werden.

Flexible, klare Innenräume:
Die Innenräume des Neubaus sind klar geschnitten, übersichtlich und großzügig. Durch das konstruktive Erfordernis von Wandpfeilern für die erforderlichen Auskragungen im Bereich der U-Bahntrasse entstehen an den Längswänden tiefe Wandprofile, in die Vitrinen für Dauerexponate bündig eingebaut werden können. Darüberhinaus sind die Räume flexibel unterteilbar und sind offen für verschiedenartige Ausstellungsgestaltungen.

Auskragende Röhre:
Die Konstruktion des Neubaus wird bestimmt von den Auskragungen im südwestlichen Bereich des Neubaus im Bereich oberhalb der U-Bahntrasse. Die massiven Außenwände und Decken aus Beton bilden insgesamt eine kragende zweigeschossige Röhrenkonstruktion mit biegesteifen Ecken. Lokal bilden sich geschosshohe Vierendeel-Kragträger in Querrichtung. Damit wird der zusätzliche konstruktive Aufwand für die Gründung überschaubar.

Relief der Mauer:
Die Wandbereiche und das Dach des Neubaus sind hochgedämmt und werden mit profilierten Werksteinplatten verkleidet. Die Textur der Platten evoziert einerseits Mauerwerk, aber auch textile, gewebte Oberflächen. Dadurch wird die massive Wand lebendig und entwickelt mit ihrem Licht und Schattenspiel plastischen Reiz und schafft zugleich ruhige Wandflächen im Inneren. Die Querseiten des Neubaus werden bündig verglast. Durch große hängende Glasscheiben können konstruktive Profile hier weitgehend minimiert werden. Die Fassaden der verbindenden Baukörper sind zweischichtig, mit perforierten, gemusterten Aluminiumblechen vor Glas bzw. opaken Wänden. Durch die Bleche wird einerseits eine gewisse Transparenz der Verbindungstrakte hergestellt; andererseits bleibt die plastische Einheitlichkeit der Baukörperkonfiguration erhalten.

Pflasterung der Freiflächen:
Die Zeughausstrasse und die angrenzenden Platzbereiche werden mit Naturstein gepflastert. Die Fahrspur in der Zeughausstrasse bleibt im Pflaster jedoch ablesbar. Der vorhandene Baumbestand wird soweit wie möglich erhalten. Im Bereich des Museumsgartens und der Platzfläche wird vorgeschlagen, geeignete Exponate und temporäre Installationen des Museums im Außenbereich aufzustellen um die Aktivitäten des Museums auch in den Stadtraum hineinzutragen.

Integrierte Haustechnik:
Die Museumsnutzung macht eine mechanische Be- und Entlüftung der Ausstellungsräume erforderlich. Die Lüftung mit effizienter Wärmerückgewinnung wird, ebenso wie die Heizung, in die Querschnitte der Decken- und Wandaufbauten integriert. Die Klimazentrale ist im Untergeschoss des Neubaus vorgesehen. Die strukturierte Verkabelung folgt einem flexiblen Ausbauraster, dass zukünftige Umbauten leicht ermöglicht. Ein Bus-System für die Gebäudetechnik erlaubt einen optimierten, zentralgesteuerten Betrieb sämtlicher haustechnischer Anlagen. Der Aufzug im Neubau ist zugleich als Personen- und Lastenaufzug nutzbar.
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