Fachhochschule Kaiserslautern, Kammgarngelände
Wettbewerb 2006, 3. Preis
Entwurfsansätze: Topografie, Bausubstanz und Passivhaus

Ausgangspunkte des Entwurfes sind die topografische Situation der Felswand und der Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz. In beiden Fällen sind kristalline Strukturen und Materialien ein Bezugspunkt. Weiteres Entwurfsthema ist die architektonische Interpretation des Passivhausstandards. Der Neubau der Fachhochschule wird in zwei Gebäude gegliedert; diese bilden mit dem Gegenüber der Felswand einen talartigen Landschaftspark. Sie sind deshalb polygonal geformt und terrassenförmig nach Süden abgestuft, einer Felswand ähnlich. Die Terrasse wird als Freibereich genutzt, wenn der Freiraum durch die Felswand verschattet wird.

Baukörper: Masse und Aushöhlung − Helligkeit und Vielfalt

Die Baukörper sind als skulpturale Baumasse geformt. Ziel ist es, Alt und Neu als Gebäude-Ensemble wirken zu lassen. Der Passivhausstandard erfordert eine vorgehängte Fassade. Dies ist Anlass, als Fassadenmaterial eine mit Siebdruck bearbeitete Glasverkleidung vorzuschlagen, die farblich die Palette der rötlichen Sandsteine aufnimmt. Durch das homogene Material, welches nach Bedruckungsgrad unterschiedlich Licht reflektiert wird eine Neuinterpretation der körperhaften Bauweise der Altbauten sowie der Struktur der Felswand möglich.

Das Arbeiten mit Masse und Volumen wird im Gebäudeinneren fortgesetzt, indem die öffentlichen Funktionen wie Aula, Mensa und Erschließung als Hohlräume aus der Gebäudemasse geschnitten sind. Spannungsreich versetzte Lufträume, eingeschnittene Höfe und sich verjüngende Flure erzeugen einen hellen, räumlich vielfältigen Innenraum, der die studentische Kommunikation fördert.

Freiraum: Tal, Wegenetz und Felsengarten

Der neue Park im talartigen Raum zwischen Felswand und Gebäude thematisiert die Wand mit einem Felsengarten und einem die Wand begleitenden Weg. Eine gebäudebegleitende große Wiese bietet für die Studenten einen Raum für Pausen und Aktivitäten. Ein Wegenetz verbindet die relevanten Punkte des Campus mit kurzen Wegen.

Altbau: Erhalten und Verschmelzen

Das östliche Gebäude 26 wird in seiner Struktur innengedämmt erhalten, da es zusammen mit den nördlichen Altbauten einen stimmigen städtebaulichen Rahmen bildet. Von Gebäude 27 und 28 bleibt die nördliche Fassade erhalten, da die Architektur von ihren gestreckten Proportionen lebt. Die neue Nutzung zeigt sich zur Straße durch einen über der Altbaufassade schwebenden Körper. Er beinhaltet Teile der Verwaltung.

Neubau: Zentrale Funktion und Fakultäten

Die beiden neuen Gebäude haben unterschiedliche Bedeutung für den Campus. Das östliche Haus 1 dient als zentrales öffentliches Gebäude. Das westliche Haus 2 nimmt die Fachbereiche auf.

Östliches Haus 1: Öffentlichkeit und Außenbezug

Im Altbau am Eingang des Campus sind erdgeschossig die Seminarräume untergebracht. Im anschließenden Neubauteil liegt die Aula zentral, ebenfalls im Erdgeschoss. Hieran schließt die Bibliothek an, die sich mit ihrem Lesesaal und der darüber gelegenen Galerieebene zur Felswand panoramaartig öffnet. In den Obergeschossen sind Verwaltungen und die Räume der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter angesiedelt.

Westliches Haus 2: Studien- und Kommunikations-Ort

Der Neubau gliedert sich in einen zweigeschossigen Sockel, der geschossweise nach Fachbereichen getrennt, die Labore und großen Werkhallen aufnimmt, sowie den Eingangsbereich an der Campus-Promenade. Die Mensa die mit dem Haupteingang verbunden ist, kann dank eines zweiten Eingangs vom Park unabhängig genutzt werden. Das 2. und
3.OG springen in der südlichen Flucht zurück. Im 2.OG gelangt man auf die vorgelagerte Dachterrasse, die als attraktiver Pausenbereich zur Verfügung steht. Die Erschließungsbereiche sind als kommunikative Innenräume ausgelegt, die Durchblicke über mehrere Etagen ermöglichen und informelle Kontakte der Nutzer unterstützen.

Ökologie und Haustechnik:

Die kompakte, überwiegend viergeschossige Bauform reduziert den Energiebedarf. Die Raumluft wird zur Vorkonditionierung über Erdwärmetauscher geleitet. 4 Lüftungszentralen im UG verteilen die Luft zu dezentralen vertikalen Steigeschächten, wodurch die horizontalen Lüftungsleitungen in der Aufbauhöhe reduziert werden können. In den Büros und Werkstätten erfolgt die Kühlung passiv über Nachtkühlung mittels Fassadenklappen, unterstützt durch die Lüftungsanlage.

Die weitere Reduzierung der Spitzentemperaturen kann über Latentwärmespeichermaterialien in Putz und Trennwänden erfolgen. In viel genutzten Bereichen wie Seminar oder Bibliothek wird eine Bauteilaktivierung zur Heizung und Kühlung genutzt. Eine Kühlung über die DEC-Lüftungsanlage erfolgt nur, wenn erforderlich, wie in bestimmten Laboren.

Die Kühlung erfolgt über ein BHKW Modul, welches die notwendige Wärme für die adiabatische Kühlung zur Verfügung stellt. Das BHKW wird als Ergänzung bzw. als Ersatz der bestehenden Campus-Anlage angedacht. Ergänzend für Heizung und Stromgewinnung wirken eine ökologisch sinnvolle solarthermische-, und Fotovoltaikanlage auf dem Gründach.

Ort und Nutzer:

Die Gebäude knüpfen an die Geschichte des Ortes an und erzählen diese weiter, indem die Eigenarten der Industriearchitektur und der spezifischen Situation der Felswand thematisiert werden. Dies wird für Nutzer und Spaziergänger gleichermaßen spürbar und erlebbar in einem offenen und räumlich vielfältigen Gebäude.

raumzeit: Jan Läufer, Gunnar Tausch, Friedrich Tuczek
mit K1 Landschaftsarchitektur,
IPW, Uwe Weiher (TGA)

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